Trümmerberg-Eutritzsch

2. Weltkrieg

Der Kriegsverlauf in Leipzig

1939:                                     

– Kriegsbeginn

– in Leipzig werden die Museen geschlossen


Herbst 1939-1941:               

– die Leipziger Messe wird für deutsche Propaganda genutzt


30.08.1940:                           

– erste Bomben werden in der Nähe von Leipzig über Böhlitz-Ehrenberg abgeworfen


10.10.1940:                           

– erste Bombenschäden im Süden Leipzigs


August 1942:                        

– erste Todesopfer durch Luftangriffe in Leipzig


1942/43

Auf der Grünfläche am Eingang der Thaer-straße und auf dem Schmuckplatz am Ende der Schiebestraße werden zur Vorsorge gegen Bombenangriffe tiefe Löschwasserbecken angelegt (wieder zugeschüttet nach 1945).


1943

Am 31. August und 20. Oktober entstehen in Eutritzsch durch angloamerikanische Bombenangriffe erste Brandschäden in der Gräfestraße. Der Angriff am 4. Dezember hinterläßt große Bombenschäden vorwiegend im Bereich der Petzscher und Wilhelminenstraße.


Januar 1943:                         

– die Direktive von Casablanca beschreibt Leipzig als wichtiges Ziel für die Alliierten


20.10.1943:                           

– ein Angriff auf das Stadtzentrum ist fehlgeschlagen, mehr als 1000 Tonnen Bomben fallen auf Lindenau, Stötteritz und Paunsdorf, 35 Tote und 102 Verletzte


Ende 1943:                           

– Konferenz von Teheran beschließt, dass Leipzig das wichtigste                                               Ziel ist, da dort Massen von Kriegsflugzeugen hergestellt werden


04.12.1943:                           

-schwerster Angriff auf Leipzig:

432 Flugzeuge der Alliierten werfen 1300 Tonnen Bomben auf Leipzig, die Stadt ist am Morgen zu weiten Teilen total zerstört, 3500 Tote, 800 Schwerverletzte, 125000 Obdachlose, 2300 Brände, 3500 zerstörte Gebäude, Messegelände und 64% der Krankenhäuser zerstört, 50 Mio. Bücher verbrennen, der Verkehr ist unmöglich, die Arbeit ruht

04.12.43 gegen 8 Uhr, Beurteilung des Oberkommandos der Wehrmacht in geheimer Meldung über den Angriff:

„Schwerer Angriff vorwiegend Stadtzentrum sowie insbes. Osten, Süden u. Norden d. Stadt – Zahlreiche Großbrände sowie Flächenbrände, die schwere Zerstörung verursachten – Strom u. Wasserversorgung ausgefallen – Starke Brände in (…) den Stadtteilen Eutritzsch, Gohlis u. Stötteritz (…) Güterbahnhof Eutritzsch brennt (…). Der Umfang der Häuserschäden ist noch nicht zu überschauen, die Zerstörung ganzer Straßenzüge ist gemeldet“

Zeitungsartikel, vom 05.10.1943, über den Bombenangriff auf Leipzig

Zeitungsartikel, vom 07.12.1943, über die Folgen des Bombenangriffs vom 04.12.1943

20.02.1944:                           

– Doppelangriff der Amerikaner und Britten auf Leipzig

– 800 Flugzeuge bombardieren von 3.40 Uhr bis 4.20 Uhr und nochmals am Nachmittag des gleichen Tages


20.07.1944:                           

– letzter Angriff auf Flugzeugproduktionsstätten


01.1945:                                

-14000 ermordete Juden, Leipzig ist frei von Juden


ab 01.1945:                           

– Offensive der Roten Armee


27.02.1945:                           

– letzter Angriff auf das Stadtzentrum


06.-10.04.1945:                     

-321 amerikanische Flugzeuge versuchen den Verkehr zwischen den großen sächsischen Städten zu behindern

-kleine Angriffe aufs Stadtzentrum

-die ersten amerikanischen Soldaten nehmen das Völkerschlachtdenkmal ein


10. April 1945

Letzter Bombenangriff auf Eutritzsch. Große Schäden entstehen im Industriegebiet Zschortauer Straße.


18.04.1945:                          

– Amerikanische Truppen besetzen ohne Kampfhandlungen Eutritzsch.

– Kriegsende


2. Juli 1945

Einmarsch der Roten Armee auf der Delitzscher Straße.


Ergebnis:                       

-38 Luftangriffe

-12000 Bomben

– 44000 Häuser wurden zerstör

– 88000 Häuser wurden stark beschädigt

– die Stadt ist zu 40% zerstört

– die Hälfte der Industrie und ¾ des Messegeländes können nicht mehr genutzt werden


Zeitzeugenberichte:

Frau Pohlmann, Jahrgang 29:

Schriftstück:

Auch auf unserem Grundstück, Kleiststraße 59 a ist eine Sprengbombe im Sommer 44 tief in die Erde gesaust. Zum Glück war die Sprengkraft so geleitet, dass nur Scheiben kaputt gingen und Risse in den Wänden entstanden. Das waren aber die einzigen Sprengbomben in unserer Gegend. In der Gräfestraße sind noch einige Brandbomben gefallen, aber über die Schäden weiß ich nichts.


Frau Scheler, Jahrgang 34:

Ich habe die Kriegszeiten in Gohlis in der Pariser Straße 33 (heute Virchowstraße) verbracht, wenn wir Kinder nicht gerade mal wieder evakuiert worden waren.

Vom ersten Großangriff auf Leipzig war vorwiegend die Innenstadt betroffen, Gohlis und Eutritzsch blieben relativ verschont.

Später gab es laufend Fliegeralarm, vor allem von Ende 44 bis April 45. Zuerst gab es einen Voralarm. Mitunter klingelte ein Brandschutzobwart, um die Menschen aus den Betten zu holen.

Im April 45 wurde unser Nachbarhaus zerstört. An unserem Haus war nur das oberste Stockwerk getroffen und der Brand konnte durch die Bewohner gelöscht werden. Meine Schwester hat Brandbomben mit hinaus geworfen. Aber die Leute aus dem Nachbarhaus mussten die Kellerwand einschlagen, um sich von ihrem Keller in unseren zu retten. In dieser Zeit wurde Gohlis stark getroffen, etliche Häuser in der Coppi- und Virchowstr. wurden zerstört.


Herr Kählitz, Jahrgang 32

In der Gräfestraße, auf Höhe des kleinen Weges, der am Autohaus entlang zur Delitzscher Straße führt, befand sich ein Haus für Kriegsgefangene, das inzwischen abgerissen ist. Diese mussten auf Neumanns Gut arbeiten. Auf Pferdevorwerken fuhren die Franzosen und Holländer ohne Bewachung über den schlammigen Weg zur Baader Straße und raus auf die Felder. Dabei haben sie Lieder gesungen, so habe ich das jedenfalls in Erinnerung. Wir Kinder sind dann von hinten immer mit auf die Wagen gesprungen. Von den Gefangenen wurden wir freundschaftlich behandelt, aber später, der Bauer wollte das nicht. So war es für uns immer ein kleiner Wettstreit, auf einen Wagen zu kommen.


Herr Erbe, Jahrgang 34

Der Eutritzscher Park war für uns immer eine grüne Lunge, aber als Kinder haben wir lieber auf dem hinteren Gelände gespielt. Hier konnten wir uns frei bewegen, während es im Park den Parkwächter (Bochot?) gab. Vor dem hatten wir großen Respekt, denn er kam mit dem Fahrrad und hatte immer einen Knüppel dabei.

Auf dem Gelände der Schwimmhalle befanden sich sehr alte Bäume. Hinter dem Berg mit der Kirche, die ich als Baracke mit Turm in Erinnerung habe, befand sich der Lipsia-Sportplatz mit seitlichen Hängen und Umkleidekabine aus Holz, die später abgebrannt ist. Heute steht an der Stelle ein Trafohaus.

Auf dem damals flachen Gelände hinter Neumanns Gut haben wir Räuber und Gendarm gespielt. Hier gab es Obstbäume, kleine Paradiesäpfel und an der Bedürfnisanstalt Quitten. Die haben wir uns immer geklaut, aber die schmeckten nicht gut, die Mutter hat in schlechten Zeiten Gelee daraus gemacht.

Manchmal haben wir mit dem Katapult auf die  Laternen im Park geschossen, hier am Grünen Weg steht so eine. Wer zuerst traf bekam ein Eis bezahlt, im Eissalon Gräser. Ein anderes Mal haben wir die Eisenstangen aus dem Zaun an der Holzkirche geklaut und damit Speerwerfen gemacht. Die Leute waren darüber natürlich nicht begeistert. Wir rannten den 3-4 Meter hohen Berg hinunter und haben uns über die Rietzschke in die Nachbargrundstücke gerettet.